Liebe Freunde der Paulus-Schwestern,
am frühen Abend des 10. April 2024 hat der Herr unsere liebe Sr. Virginie nach kurzer schwerer Erkrankung zu sich in die Ewigkeit gerufen.
Wir sind dankbar für ihr Leben, für ihre Freude und Lebenskraft, die sie mit uns geteilt hat. Ihre Erkrankung kam für uns alle überraschend. Bis vor wenigen Wochen tat sie noch ihren Dienst in der Buchhandlung.
Wir erinnern uns an ihre Freude, ihr strahlendes Lächeln und Gesicht, ihren Eifer für die Mission, ihre Kontaktfreude und ihre tiefe Liebe für alle Menschen.
Wir danken allen, Ärzten, Pflegern und Seelsorgern, die Sr. Virginie auf ihrem letzten Weg begleitet haben.
Sr. Virginie RANDRIAMIHAJAMANANA geboren am 24.12.1978 in Madagaskar, trat am 03.09.2003 in den Orden der Paulus-Schwestern ein, sie legte am 29.06.2008 ihre Erstprofess ab und am 13.06.2015 ihre Ewige Profess. Im Herbst 2016 kam sie als Missionarin in Düsseldorf an um die Gemeinschaft in Deutschland zu unterstützen. In den vergangenen Jahren war sie mit Eifer und Elan in Düsseldorf und Nürnberg tätig.
Seit Mitte März war sie im Krankenhaus. Nach Ostern nahm ihre Erkrankung eine drastische Wende und in ihren letzten Tagen sehnte sie sich nach der Begegnung mit ihrem Geliebten – Jesus. Wir sind sicher, dass sie nun in österlicher Freude mit ihm vereint ist.
Wir beten für sie und sind zuversichtlich, dass sie auch für uns alle hier in Deutschland betet, wo sie mit ganzem Herzen dem Herrn und ihren Mitmenschen diente.
Danke für ihre Anteilnahme.
Ihre Paulus-Schwestern
Im Anschluss finden sie den ausführlichen Nachruf der bei der Beerdigung vorgetragen wurde:
Würdigung von Sr. Virginie Randriamihajamanana
„Du hast uns für dich geschaffen, o Herr, und unsere Herzen sind unruhig, bis sie in dir Ruhe finden“. Diese Worte des heiligen Augustinus begleiteten unsere Schwester Virginie ihr Leben lang.
Sr. Virginie wurde am 24. Dezember 1978 in Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar, geboren! Sie ist die älteste Tochter. Und wie es in manchen Kulturen üblich ist, ziehen nicht nur die Eltern das Kind auf, sondern auch die weitere Familie. Wenn sie von ihrer Familie sprach, benutzte sie Begriffe wie Bruder und Schwester, Onkel und Tante und Cousin austauschbar. Ihre Familie nahm auch drei Waisenkinder auf, die sie liebevoll als ihre jüngeren Brüder und Schwestern aufnahm. Sie waren ihre engsten Geschwister.
Sprachbegabt wie sie war, wuchs sie mit Madagassisch auf und lernte in der Schule Französisch. An der Universität entschied sie sich für ein Studium der deutschen Sprache, in der Hoffnung, Deutschlehrerin in Madagaskar zu werden. Aber Gott hatte andere Pläne. Sie ahnte nicht, dass dies eine Vorbereitung auf ihre zukünftige Mission in Deutschland war.
Am 3. September 2003 trat sie mit 24 Jahren bei den Paulus-Schwestern in Antananarivo ein. Drei Jahre später begann sie ihr Noviziat in Nairobi und legte am 29. Juni 2008, dem Fest der Heiligen Petrus und Paulus, ihre erste Profess ab. Im September 2014 ging sie nach Italien, wo sie Italienisch lernte und am internationalen Vorbereitungskurs für ihre ewige Profess teilnahm, die sie im Juni 2015 ablegte.
Während ihrer Vorbereitungszeit auf die Ewige Profess entdeckte unsere Generaloberin, dass Sr. Virginie fließend Deutsch sprechen konnte. Das führte dazu, dass sie Sr. Virginie bat, nach Deutschland zu gehen. Was konnte eine junge Schwester, die sich auf ihre ewige Profess vorbereitete, anderes sagen als Ja?! Im Oktober 2016 kam sie als Missionarin nach Europa.
Hier verbrachte sie ihre ersten drei Jahre in Düsseldorf, arbeitete in der Buchhandlung und machte die Ausbildung zur Buchhändlerin. Kurz danach wurde sie im November 2019 nach Nürnberg versetzt, wo sie bis vor kurzem in der Buchhandlung tätig war. Während der Pandemie entwickelte sie ihre Talente in den sozialen Medien. Sie war nie kamerascheu – sehr fotogen, wie wir an den vielen Bildern von ihr sehen können.
Was uns von Sr. Virginie am meisten in Erinnerung bleibt, ist ihr mitfühlendes Herz und ihre aufmerksame Liebe zu den Kleinen und Vergessenen. Sie hatte ein charmantes Lächeln, war kontaktfreudig und knüpfte zahllose Freundschaften, die ihr alle sehr wertvoll waren.
Nach Gottes Plan sind wir alle dazu berufen, in irgendeiner Weise am Ostergeheimnis Jesu teilzuhaben. Sr. Virginies Teilnahme hierzu ist uns in den letzten Monaten klar geworden….
Sie sprach nicht viel über sich selbst oder über mögliche Schmerzen, die sie gehabt hat. Doch im Januar dieses Jahres merkte sie Schmerzen in ihrem Bauchraum. Sie ging – wie so oft – zu vielen Ärzten, und es dauerte bis Ende März, bis sie die schmerzhafte Diagnose erhielt: Krebs im vierten Stadium, mit vielen Metastasen.
Ihre Situation wurde dadurch komplizierter, dass sie eine Infektion hatte. Diese führte zu einer komplexen Situation, die zu ihrem recht plötzlichen Tod führte. Für die meisten kam er plötzlich, denn sie hatte versucht, ihre Krankheit zwischen sich und Gott zu halten, wie sie es mit so vielen anderen Leiden in ihrem Leben getan hatte.
Ohne ein Wort vom Arzt wusste sie schon, dass sie bald sterben würde. Wir können sehen, wie sie sich vertrauensvoll dem Herrn hingab…. Und ich wage zu sagen, dass ich sogar eine gewisse Freude in ihrem Herzen spürte. Ihre tiefe Sehnsucht nach Gott erreichte ihren Höhepunkt.
Als die Gemeinschaft sie in den letzten Tagen besuchte, sagte sie: „Ich möchte nach Hause gehen“. Wir sahen uns alle fast panisch an, denn wir wussten nicht, wie wir sie in unserem Haus richtig versorgen sollten. So fragten wir: „Meinst du in unserem Konvent?“ Obwohl sie kaum sprechen konnte, antwortete sie mit einem kräftigen „NEIN!“. „Also, Madagaskar?“ Wieder ein eindeutiges „NEIN!“ Oh…wir hatten es kapiert: „Du meinst den Himmel?“ „JA!“
In den letzten Tagen vor ihrem Tod hielten wir Tag und Nacht Wache bei ihr. Auch unsere Generaloberin kam aus Rom. Ebenso unsere Regionaloberin aus Prag. Sr. Virginie erkannte die Generaloberin, lächelte und sagte mit ihrem schwachen Atem: „Grazie, Carissima, Grazie. Ciao.“ Als sie dies wiederholte, sagte die Generaloberin: „Ich will noch nicht gehen, ich bin gerade erst angekommen!“ Aber wieder einmal brauchten wir eine Weile, um zu verstehen, dass Sr. Virginie etwas anderes meinte. Sie wollte einfach Danke sagen – für alles!, und dass sie diejenige war, die gehen wollte.
In dieser Nacht schlief sie ein und wachte nicht mehr auf. Zwei Tage später, am Mittwochabend, dem 10. April, starb sie.
Eine letzte Anekdote aus dem Krankenhaus. Alle hatten Schwierigkeiten mit ihrem langen Namen: Zafiarisoa Randriamihajamanana. Die Krankenschwestern wussten nie genau, wie sie sie nennen sollten. Einige begannen mit „Frau Randria…“ und murmelten dann den Rest. Ich lächelte dann und sagte: „Ihr Name ist wie ein Lied. Sie müssen ihren Namen richtig singen.“ Sie waren erleichtert zu wissen, dass sie sie einfach „Sr. Virginie“ nennen durften.
Eines Tages ging ein Krankenpfleger an mir vorbei und sagte: „Die königliche Hochzeit“. Ich nickte mit dem Kopf und einem Lächeln. Er ging wieder vorbei und sagte dasselbe: „Die königliche Hochzeit“. Ich lächelte nochmal und sagte: „Das ist ein guter Gedanke, aber warum sagen Sie das jetzt?“ Er antwortete: „Das ist die Bedeutung ihres Namens. Randriamihajamanana bedeutet die königliche Hochzeit. Ich habe es gegoogelt!“
An diesem Abend erzählte ich ihr die Geschichte, und ich sagte weiter: „Weißt du, das ist was wir am Sonntag bei den Vesper beten: Gekommen ist die Hochzeit des Lammes – und seine Frau hat sich bereit gemacht.“ Das schien sie zu trösten, denn sie lächelte mit einem gewissen Frieden, und ich wage zu sagen, auch mit erwartungsvoller Freude.
Liebe Sr. Virginie, für dich ist der Bräutigam gekommen und du bist ihm mit heller Lampe entgegengegangen. Endlich findet dein Herz seine endgültige Ruhe in ihm, ja im Herzen des Vaters, in seiner unendlichen Liebe. Da hat er einen besonderen Platz vorbereitet – für dich, seine Geliebte! In dieser Freude und Hoffnung feiern wir dein Leben: das Geschenk, das du für jeden von uns bist, und das Geschenk, das du Jesus, deinen Geliebten nun auf ewig bist….